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Am 01.Mai 1907 beginnt die beauftragte Schachtbaufirma Gebhard & König mit den Vorbereitungen zum Abteufen beider Schächte. Zuerst werden die temporären Gebäude sowie die Abteufgerüste, Gefrierbohrungen und die Kältemaschinen erstellt. Am 15. Oktober 1908 beginnt man mit dem Gefrieren des Frostkörpers von Schacht I. Am 09. Februar des darauf folgenden Jahres wird mit dem Abteufen begonnen. Im Juli 1909 wird mit dem Gefrieren von Schacht II begonnen. Durch auftretenden Gebirgsdruck muß zur selben Zeit das Abteufen von Schacht I vorübergehend gestundet werden.
Abteuftürme Friedrich Heinrich I/II 1909
Im Januar 1910 wird mit dem Abteufen von Schacht II begonnen und in Schacht I bricht Fließsand ein, worauf dieser geflutet und teilverfüllt werden muss. Im September 1910 erreicht Schacht II bereits bei einer Teufe von 305 Metern das Steinkohlengebirge, während Schacht I dieses erst im Mai 1911 erreichen wird. Nach Ausbringen der Wettersohle bei 350 m Teufe, der ersten Sohle bei 400 m Teufe und der anschließenden Ausbauarbeiten, kommt die erste Steinkohlenförderung am 01. Juli 1912 in Schacht I in Gang.
Förderbeginn mit 50 tato
Am 01. März kommt die erste Koksofenbatterie der Kokerei mit 60 Öfen in Betrieb, dieser folgt im Oktober eine weitere mit wiederum 60 Öfen.
Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs am 1. August 1914 steigt die tägliche Fördermenge auf über 3550 Tonnen und die Belegschaftsstärke erhöht sich auf 3150 Mann. Die plötzliche Einberufung vieler Mitarbeiter zum Kriegsdienst trifft die Zeche aber hart. 1750 Mitarbeiter verlassen ihre Arbeitsstätte. Von diesen kehren viele nicht mehr an ihren alzen Arbeitsplatz zurück. Die Tagesförderung geht aufgrund der entfallenen Arbeitsschichten auf unter 1500 tato (Tagestonnen) zurück, kann aber bis zum Jahresende wieder auf 2100 tato gesteigert werden. Mit Beginn des Krieges wird die in französischen Besitz befindliche Zeche unter deutsche Aufsicht gestellt. Der Kommerzienrat Gottfried Ziegler wird zum Gesellschaftsvorsitzenden ernannt. Die Schichtleistung steigt bis 1915 auf 1,4 t/MS (Tonnen/Mannschicht) und kann bis 1917/18 auf diesem Niveau gehalten werden. Im Laufe der Kriegshandlungen werden die Stammaktien in Höhe von 20 Mio. RM in einem belgischen Bankhaus beschlagnahmt und 1917 an die Rheinischen Stahlwerke AG veräußert. Somit wird die Friedrich-Heinrich AG nun in eine Gesellschaft umgewandelt und der Rheinischen Stahlwerke AG angegliedert.
Nach Ende des ersten Weltkriegs beanspruchte der französische Eigner die Rückgabe seiner Aktien. Ein Schiedsgericht in Den Haag erklärt im September 1921 den Verkauf an die Rheinischen Stahlwerke AG als ungültig und ordnet die Rückgabe der Aktien an den französischen Eigner an. Am 10. Dezember 1921 werden alle Vermögenswerte zurückübertragen und die Gesellschaft wieder in eine AG überführt. Der alte Aufsichtsrat nimmt wieder seine Funktion ein.
Die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich bis 1923 stetig, so daß in diesem Jahr die niedrigste Jahresausbeute seit Beginn der eigentlichen Förderung erbracht wird. Nach der allgemeinen Finanzreform und der Einführung der Rentenmark im November 1923 sowie der Reichsmark im August 1924 verbessert sich allerdings die allgemeine Lage. Im folgenden Jahr wird bei der Förderung fast die Millionentonnenmarke erreicht, die Mitarbeiterzahl steigt auf fast 5000 Mann an und nahezu das gesamte Aktienpacket wird durch die Firma deWendel & Cie erworben. 1924 ist ein angespanntes Jahr für den Ruhrbergbau, 38 Schachtanlagen werden im Laufe dieses Jahres stillgelegt. Der Erwerb durch deWendel & Cie bedeutet aber für Friedrich Heinrich eine gute und sichere Absatzsituation an Kohle und Koks für die lothringische Schwerindustrie. In Hinblick auf den weiterhin steigenden Kohlebedarf wird 1925 das südlich gelegene bisher unaufgeschlossenen Grubenfeld Norddeutschland von der Firma Krupp erworben.
1929 wird mit dem Abteufen des Schachtes Norddeutschland begonnen. Bis 1930 steigt die Förderung
auf 1,7 Mio. Tonnen, die Belegschaftszahl auf über 6000 Mann und die Koksproduktion erreicht 600.000 Tonnen.
Montage des Schachtgerüstes Norddeutschland
1931 nimmt Schacht Norddeutschland den Betrieb auf. Im Laufe der Weltwirtschaftskrise 1931/32 geht die Förderung aber wieder auf 1,4 Mio Tonnen zurück und die Mitarbeiterstärke muss auf 4255 Mann gekürzt werden. Organisatorisch wird in diesem Jahr vieles gestrafft. Betriebspunkte und Abbaurevier werden zusammengefasst und die Mechanisierung hält verstärkt Einzug. Dies und der erfolgte Personalabbau schlägt sich schnell in der Mannschichtleistung nieder, welche 1932 die zwei Tonnen Marke übersteigt. Bis 1937 übersteigt die Förderung erstmals die 2 Mio. Tonnen und 1939 können jährlich bis zu 2,5 Mio. Tonnen Steinkohle
gefördert werden. Zur Sicherung der Reserven werden im Jahr 1939 die Felder Humboldt 1 und Humboldt 2 erworben und der Feldbesitz erhöht sich auf 89,7 Mio. m².
Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird auch 1940 - wie zuvor auch während des ersten Weltkrieges - wieder eine Zwangsverwaltung für die sich in französchen Eigentum befindlichen Anlage eingesetzt. Die Besitzverhältnisse sind aber diesmal nicht betroffen. 1943 beginnt man mit den Vorbereitungsmaßnahmen zum Abteufen der als Doppelschachtanlage geplanten Schächte IV (Hoerstgen) und V. Diese sollen eine Entlastung des Altfeldes bringen, müssen aber 1945 eingestellt werden und können unter Aufgabe der einstigen Pläne erst 1957 wieder aufgenommen werden. Von Kriegbeginn bis Ende 1944 kann die Förderung unter weiteren Mechanisierungleistungen und enormen Anstrengungen auf hohem Niveau gehalten werde. Der Einsatz von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen trägt in erheblichem Maße zu diesem Umstand bei.
Die Generäle Montgomery , Eisenhower und Bradley beratschlagen im Kasino den geplanten Rheinübergang (Operation Plunder; 23. bis 27. März 1945) der alliierten Streitkräfte.
Mit Herannahen des Frontverlaufes wird auch die Zeche immer stärker Ziel des Bombenkrieges. In den letzten Monaten des Jahre 1944 können so nur 2317 tato gefördert werden. Die übertägigen Betriebsanlagen sowie die Wohnungswirtschaft werden schwer getroffen. Anfang März 1945 muß der gesamte Betrieb aufgrund fehlender Energieversorgung eingestellt werden. Am 05. März 1945 wird die Schachtanlage von amerikanischen Truppen besetzt. Die Förderung kommt - in bescheidenem Ausmaß - aber schon am 18. März wieder in Gang und erreicht Ende 1945 schon 2600 tato.
Zum Kriegsende waren noch 1900 Mitarbeiter auf dem Bergwerk tätig. Viele Bergleute kamen nicht mehr aus dem Kriege zurück und die Lücke welche die abkehrenden Fremd- Kriegs- oder Zwangsarbeiter hinterließen, konnte in den ersten Monaten des Nachkriegschaos nur schlecht geschlossen werden. 1946 arbeiten schon wieder 4266 Mitarbeiter auf Friedrich Heinrich und die Förderleistung erreichte fast 0,9 Mio. Tonnen. Im folgenden Jahr war dann auch die 1 Mio. Tonnen erreicht und die Belegschaftsstärke überstiegt 5000 Mann von denen 3550 in der Grube arbeiteten. Die meisten elementaren Kriegsschäden können unter Aufbringung so mancher Improvisation in den Folgejahren behoben werden. Die Währungsreform im Jahre 1948 stabilisierte das tägliche Leben und die Wirtschaft. Und die weiterhin durchgeführte Mechanisierung aller Betriebe läßt die Förderung bis 1951 wieder auf 2 Mio. Tonnen Jahresförderung ansteigen und die Mitarbeiterzahl beträgt 7449 Mann.
Löbbe-Schnellhobel
Anfang 1952 wird die, für eine Tagesförderung von 10.000-11.000 tato ausgelegte 600 m Sohle in Betrieb genommen und in Folge werden die übertägigen und untertägigen Reviere und Betrieb auf eine solche Förderung ausgelegt. 1947-1954 wird der Neubau der Kokereibatterien A-D durchgeführt. Im Jahr 1955 wird die 450 mS abgeworfen; diese wird fortan nur noch zur Wetterführung eingesetzt. Ein weiterer Meilenstein des Ausbaus zur Großschachtanlage bildet 1955 der Neubau des Förderturms über Schacht I der 1956 in Förderung kommt.
Neubau der Turmförderanlage Schacht I bei ungedrosselter Förderung
Den Abschluß bildet das Abteufen des Schachtes IV in Hoerstgen, welches am 14. Januar 1957 beginnt. Die Vorarbeiten für die als Doppelschachtanlage (IV/V) geplante Betriebsstätte waren bereits in den Jahren 1941 begonnen worden, mußten aber wegen der Kriegsereignisse 1945 eingestellt werden. In Jahr 1957 sind auf Friedrich Heinrich 8588 Mitarbeiter beschäftig und die Arbeiten zur Vollmechanisierung gehen stätig voran. Im Jahr 1958 ist die Schachtanlage Friedrich Heinrich als erste im Ruhrgebiet komplett mechanisiert und 1960 wird eine tägliche Förderung von 9000 t erreicht.
Die beginnende Kohlekrise hatte auch dieses Mal nur marginale Auswirkung auf Friedrich Heinrich, da die Beziehung zum Mutterkonzern deWendel einen dauerhaften Absatz der Förderung sichert. Im September 1960 kann nach schwierigen Abteufarbeiten endlich der Schacht IV abgenommen werden.
Schacht IV
Dieser wird in Folge ausgerüstet und kommt dann als Wetterschacht in Betrieb. Folgend wird dieser bis 646 m Teufe weiter abgeteuft. 1964 wird die Seilfahrt auf Schacht Norddeutschland eingestellt, die Förderung beträgt in diesem Jahr über 2,5 Mio. Tonnen.
Um die mittlerweile vollausgelasteten Zentralschächte entlasten zu können wird Schacht III (Norddeutschland) zur Bergeförderung umgebaut. Es wird 1967 damit begonnen diesen tiefer zu teufen. Am 24. Mai 1968 erreicht Schacht III seine Endteufe von 593 Meter und am 1.Oktober 1969 nimmt er die Bergeförderung auf.
Die am 27. November 1968 gegründet "Ruhrkohle AG" übernimmt nach langwierigen Verhandlungen die Aktien von deWendel und am 01. Januar 1970 wird Friedrich Heinrich plötzlich eine unter vielen Zechen der RAG und wird unter deren Führung der Bergbau A.G. Niederrhein angegliedert. Noch im Jahr 1969 wurde mit den Planungen der Modernisierung von Schacht II begonnen. Welche, nachdem Schacht III zur Bergförderung eingerichtet ist, auch realisiert wird.
1971 bricht der Absatz stark ein und es wird nur eine Förderung von 2,1 Mio. Jahresförderung erbracht. 1974 bis 1980 wird ein Zentralblindschacht zwischen der 600 m und 885 mS hergestellt. Überlegungen hinsichtlich der anstehenden Kohlesorten und des zu erwartenden Absatzes führen zu Ausrichtung neuer Fettkohlereserven. Dazu wird ein Gesteinsberg zur 885 mS der benachbarten Anlage Rossenray aufgefahren, dieser kann 1976 fertig gestellt werden. Im Gegenzug dazu beginnt die Vortriebsarbeiten seitens Rossenray mit der Auffahrung einer Strecke, welche am 6. Januar 1976 auf das bereits erstellte Füllort trifft. Damit sind nun beide Anlagen miteinander verbunden.
1977/78 wird die Kokerei schrittweise stillgelegt. 1982 nimmt das neu erbaute Rundlager als Stapellager und Puffer zwischen Schacht und Wäsche seine Arbeit auf. Nach mehrjährigen Vorbereitungsarbeiten wird 1984 mit dem Weiterabteufen von Schacht II begonnen. 1985 begann das Tieferteufen des Schachtes III, dieser kann 1990 nach Einbau einer stärkeren Fördermaschine die Materialförderung und Seilfahrt übernehmen.
Rundstapellager
1987 gelingt der Durchschlag auf der 780 mS mit der südlichen Nachbaranlage Niederberg. Diese Verbindung gestattet einen Wetterverbund, der bis zum 43 km entfernten rechtsrheinischen Schacht Voerde reicht. 1993 wird die Schachtanlage Friedrich Heinrich mit dem Verbundbergwerk Rheinland zusammengeführt, ein Förderverbund war bereits 1990 realisiert wurden. Das neu entstandene Verbundbergwerk erhält den Namen Friedrich Heinrich/Rheinland. 1996 wird der Materialtransport auf Schacht IV eingestellt, dieser wird nun von dem zum Multifunktionsschacht umgebauten Schacht Rossenray I übernommen.
Multifunktionsschacht Rossenray I
Schacht IV dient nun ausschließlich der Wetterführung und ist ausziehender Schacht. Im Jahr 1998 wird ein 430 m langer Hochleistungsstreb angefahren, der als zukunftsweisender Schritt der untertägigen Steinkohleförderung weltweit Beachtung findet.
Im Jahr 2000 reißt das Gurtband der Großförderbandanlage von der 885 zur 550 m Sohle. Am 1. Januar 2002 ensteht aus der zum 31.12.2001 stillgelegten Schachtanlage Niederberg und Friedrich Heinrich/Rheinland das BERGWERK WEST. 2004 wird übertage eine neue zweigleisige Verladestation mit einer Leistung von 1200 t/h in Betrieb genommen. Neuer Förderrekord mit durchschnittlich 17.000 tato in einem Quartal. 2007 wird mit der Verfüllung des Schachtes Norddeutschland begonnen. 2008 wird die Stilllegung des Bergwerk West durch die RAG verkündet. Am 21.12.2012 wird nach einer wechelvollen Geschichte und 100-jähriger Förderdauer das letzte Fördergefäß zutage gehoben. Zum 31.12.2012 wird das Bergwerk West stillgelegt. Der Großteil der Betriebsangehörigen wird auf die restlich verbliebenen Schachtanlagen (Prosper, AV oder Ibbenbüren) verlegt oder bei Zuteilungfähigkeit in Rente oder Anpassung geschickt. Nachfolgend werden noch brauchbare Ausrüstung und Maschinen des Grubenbetriebes geraubt, die Strecken abgedämmt und die Schächte standsicher verfüllt. Der Abbruch der nicht mehr nutzbaren Übertageanlagen wird anschließend erfolgen, um das Betriebsgelände einer weiteren Nutzung übergeben zu können.
Die Stilllegung des Bergwerks West markiert das Ende der 136 Jahre andauernden Steinkohleförderung am linken Niederrhein, welche mit der Förderaufnahme des Bergwerks Rheinpreussen im Jahre 1876 begann.
Sollten Sie noch über weitere Informationen, Dokumente oder Fotos zum Bergwerk Friedrich Heinrich (Bergwerk West) verfügen, so wäre ich Ihnen für eine Bereitstellung dankbar.
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