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KurzeinfÜhrung

Nicht zuletzt die Namensgebung zu Ehren Heinrich Pattbergs ist ein Garant für den innovativen Bergbau am Niederrhein. Die Schachtanlage Pattberg war über ihr ganzes Bestehen ein Vorreiter bei technischen Entwicklungen und konnte beachtlichen Förderleistungen erbringen. Einen besonderen Vorteil bildeten hierbei die flach gelagerten Flöze der Kokskohlengruppe (Fettkohle in den Flözen Hermann-Gustav, Anna, Mathilde und Albert) welche sich in fast ungestörter Lage über das Grubenfeld erstreckten.
Trotz, oder gerade wegen dieser Vorteile wurde das Grubenfeld relativ rasch vollständig abgekohlt und die Anlage wurde zum 01. Juli 1993 stillgelegt.

Verbundanlagen und Zusammenlegungen

1970 mit Rossenray zu Pattberg/Rossenray
1971 Pattberg/Rossenray mit Rheinpreussen zu Rheinland

Geschichtliche Entwicklung

Die eigentliche Geschichte beginnt zwar schon mit der Verleihung der Rheinpreussenfelder an Franz Haniel, aber ich möchte erst mit dem Jahre 1903 beginnen.

Die Berechtsamenentwicklung

In diesem Jahr wurde nämlich das Grubenfeld Rheinpreussen in zwei selbstständige Felder geteilt. Dies erfolgte, um eine Erhöhung der Absatzquoten bei dem im Folgejahr folgenden Beitritt beider Gewerkschaften zum Rheinisch-Westfälischen Kohlesyndikat zu erhalten.

- Rheinpreußen mit 42 km²
- Rheinland mit 51,4 km²

Am 1. Juli 1906 wird dann das Feld Rheinland durch reale Teilung erneut geteilt

- Rheinland 1
- Rheinland 2

Diese Teilung wird 1921 wieder zurückgenommen und die Rheinlandfelder werden erneut mit dem Feld Rheinpreußen konsolidiert. Eine erneute Teilung im Jahr 1926 schafft nun, unter Abtrennung des Feldes Rheinpreußen die Felder:

- Rheinland mit 12,6 km²
- Rheinland 1 mit 15,2 km²
- Rheinland 2 mit 23,6 km²

Damit schafft man die Grundlage zu einer eigenen Förderanlage in diesen Feldern. Mit der Förderaufnahme am 21. Dezember 1927 wird die Schachtanlage Rheinland I bzw. Rheinpreussen VI nun offiziell in Pattberg I (folgend auch Pattbergschächte) umbenannt.

Die entwicklung zur schachtanlage

Nach erfolgreichen Probebohrungen im Jahre 1919 wird mit der Planung einer Doppelschachtanlage begonnen. Nachdem bereits 1914 umfangreiche Landkäufe getätigt wurden und der Schachtansatzpunkt bestimmt worden ist, wird 1922 in dem Rheinpreussener Teilfeld Rheinland mit dem Abteufen des Schachtes Rheinpreussen VI (Rheinland I) und dem Bau der notwendigen Tagesanlagen begonnen. Der Erste Weltkrieg hatte zuvor das Vorhaben zur Erstellung einer Schachtanlage um einige Jahre verzögert. 1923 musste das Abteufen aber in Folge der schlechten wirtschaftlichen Lage vorläufig eingestellt werden und konnte erst zwei Jahre später wieder aufgenommen werden. Am 5. Juni 1926 erreicht Schacht VI dann bei 317 m Teufe das Steinkohlengebirge und wird noch bis unterhalb der anzusetzenden Fördersohle (500 mS) abgeteuft. Nachdem der Füllort ausgebracht ist, wird mit der Erstellung eines Durchschlages zur Nachbaranlage Rheinpreussen V begonnen, welcher am 26. Juli 1927 durchschlägig wird.
Damit sind nun die wichtigsten Voraussetzungen für eine Kohleförderung erfüllt und die erste Förderung wird am 21. Dezember 1927 auf dem nun in Pattberg I umbenannten Schacht gezogen. Im Folgejahr ist auch die neu erbaute Wäsche und die erste Koksofenbatterie fertig gestelllt und beide können den Betrieb aufnehmen.
Das Krisenjahr 1930 stellt erneute finanzielle Probleme an die Gewerkschaft Rheinland, welche ja immer noch stark in den Rheinpreußenverbund einbezogen ist. Somit lassen sich aber auch die Geldnöte ausräumen, die zur Abteufung des zweiten Schachtes benötigt werden. Ausländisches Kapital in Höhe von 500.000 £ Sterling sichert nun den gewagten Schritt und bereits 1933 kann Pattberg II als Wetterschacht in Betrieb genommen werden. Das Doppelstrebengerüst über Schacht I wird im gleichen Jahr errichtet. Nur ein Jahr später, nämlich am 1. August 1934 kann Schacht II auch die Kohleförderung aufnehmen. Zwei Jahr zuvor war Pattberg II mit der ersten elektrischen Fördermaschine ausgerüstet worden.
Um die Wirtschaftlichkeit der Förderung zu verbessern, wird 1935 mit der Einführung von 100 Großraumförderwagen (3500 l.) begonnen. Die Anbindung an das Zechenbahnnetz erfolgt 1936. Zur Produktivitätssteigerung wird ab 1940 an der Entwicklung eines Schrämladers gearbeitet. Dieser ist eine Kombination einer Ketten- und Stangenschrämmaschine und wird am 21. Januar 1941 erfolgreich im Flöz Mathilde eingesetzt. Die Namensgebung dieses Schrämladers (Eiserner Heinrich, Eiserner Bergmann) soll auf den seit 1932 als Direktor tätigen Dr. Ing. e. h. Heinrich Kost zurückzuführen sein und beinhaltet seinen Vornamen. Während des Krieges bleibt die Anlage weitestgehend von Luftangriffen verschont, diese konzentrieren sich eher auf das Kernruhrgebiet. Mit der Besetzung durch amerikanische Truppen am 5. März 1945 endet auch dieses Kapitel.

Die Nachkriegsjahr bis zur Gründung der RAG

Die direkten Nachkriegsjahre waren durch die Beseitigung der Kriegsschäden und den Wiederaufbau gezeichnet. Die Anlage hatte zwar nicht all zu schwer gelitten, aber der zum Teil rücksichtlose Raubbau während des Krieges hatte unter Tage einige Schäden hinterlassen. Auch musste die Belegschaft wieder auf das Vorkriegsniveau gebracht werden, viele hatten den Krieg nicht überlebt; hatten den Beruf gewechselt oder waren noch in Kriegegefangenschaft. Am 31. Oktober 1951 wird die Gewerkschaft Rheinpreußen in die Rheinpreußen A.G. für Bergbau und Chemie umgewandelt. Das einsetzende Wirtschaftswunder macht nun Produktivitätssteigerungen notwendig, und so wird 1953 Pattberg II tiefer geteuft (bis 1957 auf 698 m, 1983 bis unterhalb der 885 mS) und die Wäsche erhält eine weitere Ausbaustufe, welche die Durchsatzleistung auf 500 t/h erhöht. Da mit der erstarkenden Wirtschaft auch die Stahlproduktion steigt, wird die Kokereikapazität bis 1954 auf 200 Öfen verdoppelt. 1956 steht auch endlich eine Schwarz-Weiss-Kaue für die Belegschaft zur Verfügung.
Die Abbauleistungen steigen seit dem Ende des Krieges immer weiter an. So wird bereits 1955 eine Mannschichtleistung von weit über 2 t/MS erreicht. 1958 übersteigt diese bereits die 3 t/MS und bis zu der Gründung der RAG wird eine Leistung von 5 t/MS erreicht. Dies sichert der Schachtanlage einen vorderen Platz unter den besten Anlagen im Ruhrgebiet. Die enge Vernetzung der beiden Anlagen Rheinpreußen und Pattberg bleibt auch weiterhin bestehen, obwohl beide getrennt geleitet werden.
Die 1960er Jahre sind gekennzeichnet durch den weiteren Ausbau der Infrastruktur und den Einsatz technischer Neuerungen. So wird Schacht I bis 737 m tiefer geteuft und 1962 erfolgt der Durchschlag mit Rheinpreußen V/IX auf der 650 mS und zwei Jahre später wird auch die 450 mS angeschlossen. Technisch sind die Jahre 1965 - Ersteinsatz eines Pulthobels und 1967 - erste Schreitausrüstung für den Abbau in Flöz Robert besonders zu erwähnen. Nachdem der Einbringungsvertrag seitens der Rheinpreußen A.G. unterzeichnet ist, wird die Schachtanlage Pattberg zum 1. Dezember 1969 der RAG unterstellt.

Die RAG und die Verbundbergwerke

Nur einen Monat später wird die Anlage Pattberg mitsamt dem Feld Rheinland von der Rheinpreußengruppe gelöst und mit dem Bergwerk Rossenray zu dem Verbundbergwerk Pattberg/Rossenray zusammengeführt. Diese Lösung ist allerdings nur ein Jahr von Dauer, am 1. Januar 1971 folgt die Bildung des Verbundbergwerks Rheinland unter Zusammenschluss des Bergwerks Rheinpreussen und des Verbundes Pattberg/Rossenray. Damit ist das damalig größte Bergwerk im Ruhrrevier geschaffen. 1970 erreicht die Mannschichtleistung auf Pattberg 5,2 t/MS. 1971 beginnt man mit der Ausrichtung der 885 m Sohle und der erste Schildausbau wird eingesetzt. In den darauf folgenden Jahren wird der Gesteinsberg (650 mS zur 885 mS) aufgefahren sowie Schacht II tiefer geteuft. Die Auffahrung eines Ausgleichsquerschlages wird 1973 von Rossenray aus begonnen und 1974 nahe Pattberg II durchschlägig. Die Kokerei wird 1972 stillgelegt, da auf dem Koksmarkt fast nur noch mit Verlust gerechnet wird. Im selben Jahr geht die Mono-Wäsche (Kokskohlen) in Betrieb und zum ersten Mal wird eine AM 50 Teilschnittmaschine zur Streckenauffahrung eingesetzt.
Mit dem Abbruch des Gasometers 1976 verliert die Schachtanlage ein weiteres Stück ihrer Geschichte.
Anfang 1980 wird mit dem Bau der 50.000 Tonnen fassenden Misch- und Stapelhalle begonnen, da die Pufferleistung der Wäsche nur 900 t beträgt. Damit wird die notwendige Entkoppelung der Aufbereitung und Förderung hergestellt, da es bei der stetig steigenden Förderung im Falle von Betriebsstörungen der Aufbereitung zu Förderausfällen kommen kann. Die Halle wird bereits 1981 in Betrieb genommen. Der Platzbetrieb von Rossenray und Pattberg wurde 1980 hier zusammengelegt. Vier Jahr später wird auch die Materialversorgung (zuerst nur für Rossenray) auf Pattberg zentralisiert. 1989 wird die untertägige Ausbildung aller Bereiche nach Pattberg verlegt. Zum 30. März 1990 wird der Förderstandort Rheinpreussen aufgegeben. Auch die Tage der Schachtanlage Pattberg sind bereits gezählt, zum 1. Juli 1993 wird auch hier die Förderung eingestellt und das Bergwerk wird 66 Jahre nach der ersten Förderaufnahme geschlossen.

Folgenutzung

Nach der Stilllegung wurden die überwiegenden Tagesanlagen zurückgebaut. Heute befinden sich nur noch die imposante Kohlenmischalle, der Wasserturm und das Fördermaschinenhaus 2 in einem guten Zustand. Die Kokerei wurde vollständig zurückgebaut und das ehemalige Gelände mit einem Landschaftsbauwerk überbaut.

Pattberg in Zahlen

Feldbesitz:
22,4 km²

erste Kohlenförderung:
21. Dezember 1927 in Schacht I

Stilllegung:
01. Juli 1993

Anzahl der Schächte:
2

Anzahl der Sohlen:
3

Teufe der Sohlen:
1. Sohle = 500 mS
2. Sohle = 650 mS
3. Sohle = 885 mS

Verwertbare Förderung:
-

Geförderte Kohlensorte:
Fettkohle

Höchste Jahresförderung:
1,86 Mio. t in 1955

Höchste Belegschaft:
-

Grubenunglücke:
-

Betriebliche Besonderheiten:
Betrieb einer Kokerei
Erste elektrische Fördermaschine auf Schacht II
Erster Einsatz eines Schrämladers im Ruhrgebiet

Sonstiges

Sollten Sie noch über weitere Informationen, Dokumente oder Fotos zum Bergwerk Pattberg verfügen, so wäre ich Ihnen für eine Bereitstellung dankbar.

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